» Kritik:

Männliche Emanzipation mit beißendem Humor aus Hamburg

Nach dem Überraschungserfolg seiner Behördensatire ‚Karawane des Grauens’ (2002) legt der Hamburger Autor Wolfgang A. Gogolin jetzt seinen Zweitling vor: ‚Der Puppenkasper. Weibliche Macht - Männliche Ohnmacht.’ 

Erzählt wird die Geschichte von Tim, den Mutter und feministische Lehrerin zum Frauenversteher erziehen und der im Laufe der Jahre erfahren muss, dass Frauen keineswegs die besseren Menschen sind. 

Bücher, die sich mit der Geschlechterrolle befassen, kommen oftmals griesgrämig und verbiestert daher. Gogolin hat den humorvollen Weg gewählt und erreicht so Nachdenklichkeit auch bei solchen Lesern, die sich eigentlich nur amüsieren wollen die und mit Emanzipation – männlicher Emanzipation – nichts am Hut haben.

‚Der Puppenkasper’ ist im Stile eines klassischen Entwicklungsromans geschrieben. Streckenweise mit einem Schuss britischen Humors gewürzt und spannend erlebt die Hauptfigur Situationen, die jeder kennt und deshalb niemand hinterfragt. Wenn ein Mann der Dame in den Mantel hilft, ist das dann typisches Verhalten eines Unterdrückers gegenüber seiner Sklavin?

Ibsens Nora kommt in Gogolins launiger Erzählung ebenso schlecht weg wie die Forderungen Alice Schwarzers, allerdings immer mit einem Augenzwinkern. Freunde kurzweiliger Unterhaltung und überraschender Wendungen werden auf ihre Kosten kommen, das furiose Finale des Romans gereicht einem anspruchsvollen Thriller zur Ehre.

"Frauen haben die Macht, einem Stärkeren mit einem Wimpernschlag das Herz zu brechen. Wir Männer sollten lernen, uns vor diesen zierlichen Wesen zu fürchten" - Gogolin weiß offensichtlich, wovon er schreibt.

                                                                       mmp-online

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Puppenkasper-Zitat aus P.M. Welt des Wissens Mai/2005:

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Ich denke, der Puppenkasper ist für viele Leute eine extrem wichtige Ergänzung zu den männerfeindlichen Frauenbüchern. Wir brauchen solche Bücher. Hervorragend geeignet, wenn die Ehefrau oder Freundin gerade genüsslich einen Gaby Hauptmann-Roman verschlingt. Die schockierenden Szenen, bei denen auch mir die Spucke weg blieb, sind sicherlich starker Tobak, vor allem für das sensible Pflänzchen der Feminismuskritik. Wenn man bedenkt, dass sich schon einige Frauenbeauftragte bei Ihrer Darstellung der Frauenbeauftragten in der Karawane des Grauens aufgeregt haben. Aber es ist ja der Sinn das Romans zu zeigen, was in unserer Gesellschaft falsch läuft und zu verdeutlichen, was sich daraus entwickeln kann. 

Es wäre schön, wenn Sie in zukünftigen Projekten weiterhin mit Seitenhieben auf den Feminismus nicht sparen würden und ihm so den selbst aufgesetzten Heiligenschein wegstibitzen könnten. Sie schreiben, was sehr viele Männer aber auch sicher viele Frauen gerne mal sagen würden, sich wegen der "political correctness" aber nicht zu sagen getrauen. Ihre Beschreibung der feministisch geprägten Lehrerin aus dem Puppenkasper ist z.B. allein schon den Kauf des Buches wert. Speziell die Jungen diskriminierende Bildungs- und Jugendpolitik in Deutschland wäre doch vielleicht mal was, oder?

                                                                         Dr. Bruno Köhler

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...hier zur Empfehlung von

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Realo Satire

Man nehme eine bildhafte Sprache, die, ohne plakativ zu sein, gängige Mann-Frau-Rollen-Klischées zur Satire mit Überraschungseffekt runderneuert, und man hat den Stoff, aus dem W. Gogolin einen "Puppenkasper" strickt. Einer, den die Puppen kaspern lassen, ist er, der zwar hochintelligente, doch von seiner allein erziehenden Öko-Emanzen-Mutter zum "tumben Tor" sagrotanierte Frauenschützer. Als er nicht nur die Marionettenschnüre der Puppen durchschneidet, die ihn kaspern ließen, kann er endlich die Maske des Kaspers ablegen. Ein Buch, das zum Lachen bringt und zu Tränen rührt, Zorn auslöst und Widerspruch weckt, Aha-Effekte provoziert und am Ende diskutiert werden will, ist ein gutes Buch. Dieses gehört dazu.

                                                                          Dr. Karin Jäckel

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...hier zur Besprechung von

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Gestern ist "Der Puppenkasper" bei mir eingetroffen. Ich habe mich abends hingesetzt und heute morgen um drei aufgehört zu lesen - weil ich das Buch durch hatte. Ich bin etwas müde heute zur Arbeit, nun, aber das war es wert! Alter Schwede! Klasse Buch und schockierendes Ende. Ich dachte am Anfang, es wird eine nette Satire, wie die "Karawane des Grauens". Und dann dieser Schluss! Hut ab! Ich hoffe sehr, dass Ihr Buch den Erfolg haben wird, den es verdient.

                                                                               Karsten Mekelburg

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Ihr Buch habe ich gelesen, 2 Tage habe ich gebraucht.  Also MIR hat's gefallen,  aber das liegt wohl in der Natur der Geschlechtszugehörigkeit ;-)   Andererseits kann ich mir gut vorstellen, dass es einer Menge Frauen wohl weniger bis gar nicht gefallen wird und Sie da wohl noch einige Mails und Gästebucheinträge zu erwarten haben.  Vielleicht ist bald eine Buchbesprechung in der "Emma" zu lesen?! ;-)

                                                                        Holger Timm

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Prall. Mitreißend. Beißend bis hart an die Schmerzgrenze. Bitterböser Sarkasmus bis zum bitter-bösen Ende.
Kein einziges frauenfeindliches Klischee wird ausgelassen, bleibt unzitiert; Tatsachen werden auf den Kopf gestellt, Halbwahrheiten als die 'einzig wahren' vertreten, jedes chauvinistische Vorurteil wird bedient; es wird pauschaliert, verallgemeinert, gnadenlos subjektiv argumentiert - und dennoch fühlt Frau sich (zumindest für eine Weile) solidarisch mit dem Protagonisten und vergisst (zumindest für eine Weile), dass die Geschichte um des Effektes willen fast gänzlich die 'political and historical correctness' vermissen lässt. - Wer das alles jedoch ertragen mag, wird mit bester Unterhaltung belohnt.

                                                                         Uta Haeder

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Leipziger Buchmesse 2005

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Dieses Buch ist wirklich höchst unterhaltsam, dabei überhaupt nicht oberflächlich. Mich hat erst zwei Tage nach der Lektüre eine ziemliche Nachdenklichkeit erfasst. Früher fand ich es OK, wenn Richter beispielsweise Eheverträge aufgehoben haben, in denen Frauen benachteiligt oder über den Tisch gezogen wurden. Jetzt sehe ich das anders: Diese Richtersprüche bedeuten schlicht Entmündigung, weil Frauen keine gleichrangigen Vertragspartner sein dürfen. Wie kleine, dumme Kinder werden wir vor unseren eigenen Unterschriften geschützt.

Insgesamt ist ’Der Puppenkasper’ ein sehr beeindruckender, sprachlich geschliffener Roman. Witzig, spannend und tiefgründig. Mutig auch, denn kaum jemand traut sich im Lande der political correctness, etwas gegen die Bevorzugung von Frauen zu sagen oder zu schreiben. Es gibt viele heftige Überraschungen im Leben des Tim, das bemerkenswert bösartige Ende des Buches hätte ein Roald Dahl kaum besser inszenieren können.

 

                                                                                          Sabine Wolters